Welche Rolle spielt Zucker in der Ernährung bei einer Krebserkrankung?

Es gibt ca. 50 verschiedene Diäten, welche alle behaupten hilfreich gegen Krebs zu wirken.
Einige dieser Diäten verbieten strikt Zucker, Süßigkeiten und sogar Kohlenhydrate.

Einige Laborversuche unterstützen diese These:

Der Biochemiker und Arzt Otto Warburg beobachtete 1924, dass Tumorzellen einen höheren Laktatgehalt haben als gesunde Zellen. Daraus entstand die Hypothese, dass Krebszellen hauptsächlich Glukose (Stoffwechsel Endprodukt von Zucker) für ihre Energiegewinnung nutzen Tumorzellen sind sogar in der Lage, Glukose ohne Sauerstoff zu verbrennen (Anaerob). Die Warburg-Hypothese basiert auf der Idee, dass eine verminderte Funktion von Mydrocondrien in Krebszellen verantwortlich ist für Krebswachstum.

Andere Wissenschaftler bewiesen, dass Krebszellen nicht wachsen können, wenn sich keine Glukose in der Nährlösung befindet.
Basierend auf dieser Theorie verbieten die meisten Diäten den Konsum von Glukose.

Was passiert im wirklichen Leben?

Obwohl die Idee durch weglassen von Glukose die Krebszellen auszuhungern durchaus plausibel ist – es funktioniert nicht.

Weshalb nicht?

Und aus welchem Grund beinhalten Ernährungsformen, die als Krebs präventiv gelten, wie z.B. die mediterrane Küche, reichlich Kohlenhydrate und zuckerhaltige Speisen enthalten und dennoch in der Bevölkerung eine um 30% geringere Erkrankungsrate bei vielen verschiedenen Krebsarten nach sich ziehen?

Die Antwort ist recht einfach: Das wirkliche Leben funktioniert nicht wie eine Zellkultur!
Alle Zellen unseres Körpers benötigen einen relativ konstanten Glukosespiegel im Blut, da alle wichtigen Körperfunktionen auf Glukose angewiesen sind (z.B. die Funktion unseres Gehirns, des Herzmuskels und anderer Muskeln).

Glukose ist der wichtigste Energielieferant für schnelle Reaktionen. (In der Evolution war es ( lebens)notwendig Energie parat zu haben, um z.B. so schnell wie möglich weglaufen zu können, falls plötzlich ein Säbelzahntiger auftauchte).

Also ist es nicht möglich den Glukosespiegel im Blut auf einen Stand zu bringen, bei dem Tumorzellen verhungern. Bei niedrigem Glukosespiegel z.B. nach einer Überdosis fällt der Körper ins Koma und die Tumorzellen ebenfalls. Aber dieser Zustand ist mit dem Leben nicht vereinbar.

Krebszellen bedienen sich als erste aus dem Glukoseangebot im Blut.

Krebszellen entstammen Körperzellen und können sich daher wie alle anderen Zellen auch mit Glukose versorgen. Tumorzellen haben ein unkontrolliertes Wachstum und daher versorgen sie sich auch ständig mit Nahrung. Bisher gibt es keinen Weg, dies zu vermeiden.
Daher müssen wir die Tatsache akzeptieren, dass es nicht möglich ist den Blutzuckerspiegel so zu reduzieren, dass Krebswachstum gestoppt oder verhütet wird.

Selbst wenn wir eine Glukose- und Kohlenhydratfreie Diät streng einhalten, wird unser Körper seinen Blutzuckerspiegel stabil halten, indem er Proteine aus unseren Muskeln zur Energieversorgung nutzt.
Völlig auf Kohlehydrate zu verzichten kann sogar gefährlich sein, denn dieses würde zu einem Muskelverlust führen. Es macht also wenig Sinn, eine Kohlenhydratarme oder –freie Diät zu wählen.

Schlußfolgerung:

Süßigkeiten und Kohlenhydrate sind für Krebspatienten nicht verboten.

Allerdings ist der Genuss von zu vielen Süßigkeiten ungesund, da im Zucker für die Gesundheit wichtige Nahrungsinhaltsstoffe nicht enthalten sind (z.B. Vitamine, Mineralien und Antioxidantien), die unser Körper und unser Immunsystem benötigen, um funktionstüchtig zu sein

Wenn Sie sich insgesamt gesundheitsorientiert ernähren, wie z.B. mit mediterraner Kost, dann ist es durchaus erlaubt Süßigkeiten als Dessert oder zwischendurch zu genießen.

An Krebs erkrankt zu sein bedeutet ohnehin genug Einschränkungen. Auf die kleine Freude hier und da etwas Süßes zu essen müssen Sie daher nicht verzichten.

Denn wir wissen ebenfalls:

Freude unterstützt das Immunsystem!