Curcumin bei Krebserkrankungen

Ohne es zu wissen, nehmen die meisten Menschen täglich kleine Mengen Curcumin zu sich, was als Farbstoff (E100) verschiedenen Lebensmitteln wie z.B. Margarine, Nudeln, Marmelade und Senf zugesetzt wird. Auch dem Currygewürz wird durch Curcumin seine leuchtend gelbe Farbe verliehen.

Curcumin ist eine Substanz, die in der Pflanze Curcuma longa vorkommt. Sie stammt aus Indien und Südostasien und wird auch Gelbwurz oder indischer Safran genannt. Verwendet wird, wie beim mit Kurkuma verwandten Ingwer, die Knolle. Es ist aber auch möglich, den Stoff, der chemisch als Diferuloylmethan definiert ist, synthetisch herzustellen.

Kurkumazubereitungen werden nicht nur als Gewürz, sondern auch als Heilmittel verwendet. In der ayurvedischen Medizin wird die Pflanze gegen Arthritis, Erkrankungen der Atemwege, Hautausschläge und Verdauungsstörungen seit mindestens 2000 Jahren eingesetzt.

Curcumin und Krebs

Curcumin geriet in den Blickpunkt der Wissenschaft, als die Häufigkeit von Krebserkrankungen in Indien mit anderen Ländern der Welt verglichen wurde. Dabei stellte sich heraus, dass im Vergleich zur indischen Bevölkerung bei US-Amerikanern die Häufigkeit von Prostatakrebs um das 17-fache und bei US-Amerikanerinnen die Häufigkeit von Brustkrebs um das 3,5-fache erhöht war. Auch andere Krebsarten treten bei Indern im Vergleich zu Menschen aus anderen Ländern deutlich seltener auf. Epidemiologen führen dies neben anderen Lebensstilfaktoren wie mehr Bewegung, weniger Kalorien, weniger Fleisch und Fett in der Ernährung und anderen krebshemmenden Nahrungsmitteln (Ingwer, Knoblauch) vor allem auf die tägliche Verwendung von Kurkuma in der Ernährung zurück.

Bei der Untersuchung der Inhaltsstoffe der Kurkuma an Krebszellen wurde festgestellt, dass das bereits erwähnte Curcumin (Diferuloylmethan) die Hauptwirkung gegen das Tumorwachstum hat. Wie unter anderem der indische Forscher Prof. Aggarwal herausfand, interagiert Curcumin im Labor mit mehr als hundert Rezeptoren, Wachstumsstoffen, Entzündungsbotenstoffen und Enzymen. Verglichen damit haben Chemotherapeutika immer nur einen Stoffwechselweg als Ziel. Dass Tumorzellen gegen onkologische Therapien oft schon nach wenigen Behandlungen resistent werden, ist daher nicht verwunderlich.

Die Stoffwechselwege und Rezeptoren, mit denen Curcumin in Wechselwirkung tritt, sind u.a.:

  • Der EGFR-Rezeptor: Er dient dem Krebsgewebe zur Teilung.
  • Der HER-2-Rezeptor: Er ist vor allem bei Brustkrebs ein wichtiger Wachstumsfaktor.
  • Cyclooxygenase und Lipooxygenase: Enzyme, die Entzündungen und Schmerzen verursachen.
  • Inflammatorische Zytokine: Sind Botenstoffe für Entzündungen
  • NF-kappa-B: Ist ein Protein, das an die Tumor-DNA andockt und eine vermehrte Zellteilung bewirkt.
  • Wachstumsfaktoren

Die Vielzahl der Rezeptoren und Stoffwechselwege, an denen Curcumin angreift, macht es den Tumorzellen schwer, sich zu wehren. Besonders wirksam ist Curcumin aber bei der Hemmung von Entzündungen. Da es kaum eine Erkrankung gibt, die nicht mit Entzündungen einhergeht, wird Curcumin neben Krebs auch bei Gelenkentzündungen, Magen-Darm-Entzündungen, Hauterkrankungen und sogar Alzheimer eingesetzt.

Curcumin wirkt nicht nur direkt auf Tumorzellen. Es beeinflusst auch das Immunsystem. Entzündungsauslösende Fresszellen werden wie durch Kortison gehemmt, allerdings ohne die entsprechenden Nebenwirkungen.

In der Forschung tauchte jedoch ein Problem auf: Curcumin ist nicht wasserlöslich. Derartige Substanzen werden im Darm aber bekanntlich sehr schlecht aufgenommen. Wie kommt es dann zu der vermuteten starken hemmenden Wirkung auf das Wachstum von Krebs in der indischen Bevölkerung? Bei der Untersuchung von Curry-Gewürzen fand man heraus, dass der darin immer enthaltene schwarze Pfeffer über seinen Hauptbestandteil Piperin die Resorption bis auf das Zwanzigfache erhöht. Die Resorption von Curcumin wird aber auch durch andere Substanzen, wie z.B. die Mehrfachzucker Cyclodextrine oder liposomale Zubereitungen, deutlich gesteigert. Diese Effekte treten vor allem im Magen-Darm-Trakt auf. In einer amerikanischen Studie mit Patientinnen und Patienten, die aufgrund einer genetisch bedingten Erkrankung vermehrt Polypen im Darm entwickelten, konnten diese durch die Gabe von Curcumin um 60 % reduziert werden.

Während die orale Gabe von Curcumin zur Vorbeugung oder als Begleittherapie sinnvoll erscheint, ist der Nutzen bei einer manifesten Krebserkrankung oft nicht sichtbar. Im Labor zeigt sich jedoch eine deutliche Wirksamkeit bei einer Vielzahl von Tumorarten wie Brust-, Eierstock-, Darm-, Prostatakrebs und Leukämiezellen. Auch im Tierversuch zeigen sich deutliche tumorhemmende Effekte. Diese hängen immer mit den erreichten Gewebespiegeln dieser Substanzen zusammen. Es liegt daher nahe, Curcumin auch in Infusionspräparaten einzusetzen, da hier die Darmpassage umgangen wird und die Substanz direkt ins Blut gelangt. Auch hier ist die Wasserunlöslichkeit das Hauptproblem. Jede dieser Zubereitungen muss daher mit einem oder mehreren Lösungsmitteln versetzt werden. Nebenwirkungen von Curcumin-Infusionen sind fast immer auf diese Lösungsmittel zurückzuführen. So sind die Wirkungen des Lösungsmittels Alkohol bekannt, DMSO führt zu entsprechenden Ausdünstungen und Colliphor kann kurzfristig zu Blutandrang im Kopfbereich führen, stimuliert aber gleichzeitig das Immunsystem.

Besorgte Patienten fragen sich oft, ob biologische Substanzen die Wirkung von Chemotherapeutika stören. Bei Curcumin ist das Gegenteil der Fall. Nahezu alle Chemotherapeutika werden durch Curcumin in ihrer Wirkung verstärkt und es gehört daher zur Gruppe der Chemosensitizer, das sind Substanzen, die die Wirkung von Zytostatika verstärken. Eine Verabreichung in zeitlicher Nähe zur Chemotherapie ist daher sinnvoll.

Schlussfolgerung

Curcumin ist eine Substanz, die in Zukunft einen zentralen Platz in der biologischen Krebstherapie einnehmen wird.

Informierte Patienten leben länger: Die Bedeutung der Zweitmeinung in der Onkologie

Warum werden gerade bei Krebs so wenige Zweitmeinungen eingeholt?

Dies ist eine interessante Frage, denn bei anderen medizinischen Behandlungen haben Patienten oft gar kein Problem eine Zweitmeinung einzuholen, nehmen wir beispielsweise Zahnbehandlungen oder kosmetische Operationen. In der Onkologie ist es jedoch anders. Die Diagnose von Krebs ist existenziell, plötzlich wird man mit eingreifenden Therapien, langem Leiden und einem möglicherweise baldigen Tod konfrontiert. In dieser Situation fühlen sich viele Patienten wie gelähmt und sind nicht mehr in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Und Angst und Panik sind sicher keine guten Ratgeber!

So wird die erste vorgeschlagene Therapie ohne weitere Überlegung wahrgenommen, wichtig ist ja, dass schnell etwas passiert und dass keine Zeit versäumt wird. Dabei hat man gerade bei Krebs genug Zeit, sich eine zweite Meinung einzuholen. Denn wenn Krebs diagnostiziert wird, dann ist die Krankheit oftmals schon viele Monate bis Jahre im Körper, da kommt es auf einige Wochen in der Regel nicht an.

Finanzielle Gründe stehen einer Zweitmeinung in der Regel nicht im Wege. Bei gesetzlich Krankenversicherten ist die Zweitmeinung bei solch einer Erkrankung sogar ausdrücklich im Leistungskatalog enthalten, ebenso bei privat Krankenversicherten. Dennoch wird von dieser Möglichkeit kaum Gebrauch gemacht.

Manche Patienten haben auch Hemmungen einen anderen Arzt aufzusuchen, weil sie Angst haben den behandelnden Arzt zu enttäuschen und danach vielleicht schlechter behandelt zu werden. Das darf jedoch kein Argument sein. Ein guter Arzt wird gerne bereit sein eine zweite Meinung eines Kollegen mit in die therapeutischen Erwägungen mit einzubeziehen. Wir Ärzte sind doch Dienstleister und wir wollen unseren Patienten doch optimal helfen.

Was ist eine Zweitmeinung bei „Dr. Google“ wert?

Es gibt Patienten, die die modernen Medien nutzen auch für gesundheitliche Fragen. Leider ist dieses oft kontraproduktiv. So zeigen Untersuchungen, dass bei Google erhältliche Informationen zu Krebserkrankungen zu 75% nicht nur falsch, sondern sogar gefährlich sein können, vor allem wenn zugunsten einer Therapieempfehlung aus Google eine fachlich fundierte Diagnostik und Therapie nicht oder nicht rechtzeitig wahrgenommen wird.

Extrem wichtig erscheint daher die Aufklärung von Patienten (aber auch von Gesunden, die ja irgendwann Patienten werden können) über die Wichtigkeit einer Zweitmeinung bei schweren und existenziellen Erkrankungen wie Krebs. Dass ein bestmögliches „Know-how“ aus verschiedenen Quellen einfließt, sollte für jeden einzelnen Patienten genauso selbstverständlich sein wie bei allen großen Projekten in Wirtschaft und Politik.

Die Säulen der komplementären onkologischen Tumortherapie – worauf kommt es an

Die Komplementärmedizin wird als Ergänzung zur sogenannten schul- oder konventionellen Medizin eingesetzt. Ziel dieser Behandlung ist es, unerwünschte Nebenwirkungen der klassischen Medizin, welche im Rahmen einer Strahlen- oder Chemotherapie auftreten, zu lindern und somit die Therapie verträglicher zu gestalten. Schlussendlich steigert Sie die Wirksamkeit der klassischen Therapie. Darüber hinaus verbessert Sie den Erfolg eines operativen Eingriffes deutlich verbessern.

Der Vortrag beleuchtet die verschiedenen Facetten der therapeutischen Optionen und soll einen kritischen, fundierten und verständlichen Überblick über die selbigen geben.

Eine wesentliche Säule im Bereich der komplementären onkologischen Tumortherapie, traditionell in der BioMed-Klinik Bad Bergzabern als ausgewiesenes Zentrum, stellt die Hyperthermie dar. Hyperthermie ist einfach ausgedrückt eine Überwärmungstherapie. Die therapeutischen Effekte der Hyperthermie sind abhängig von der Art der angewandten Methode. Die Oberflächen- und Ganzkörperhyperthemie erfolgt mittels Infrarot-A Strahlen, die lokale Tiefenhyperthemie mit elektromagnetischen Wechselstromfeldern. Die Hyperthermie ist in der Lage, Nebenwirkungen der Chemo- oder Strahlentherapie zu minimieren und deren therapeutischen Nutzen zu maximieren.

Eine weitere Säule stellt die Ernährungstherapie dar. Unzählige Diätformen, die sich teilweise erheblich unterscheiden, nehmen für sich in Anspruch, eine Heilung von Krebserkrankungen hervorzurufen. Bislang konnte für keine Krebsdiät überzeugend gezeigt werden, dass sie Krebserkrankungen aufhalten und die Überlebenszeit der Betroffenen verlängern könnte. Die Ernährung verleiht dem Körper Kraft, Energie und Genussmomente. Restriktionen sind hier kontraproduktiv. den Krankenkassen übernommen werden. Somit sollte immer die Kompetenz einer ernährungsmedizinischen Beratung in Anspruch genommen werden.

Durch eine gute ernährungsmedizinische Anamnese und eine gute Dokumentation der Gewichtsabnahme oder der Mangelernährung kann eine geeignete Nahrungsergänzung nicht nur verordnet, sondern die Kosten dafür auch von

Ein weiterer wichtiger Baustein in der komplementären onkologischen Behandlung von Krebserkrankungen stellen Nahrungsergänzungsmittel dar. Bei onkologischen Patienten ist der Mikronährstoffbedarf zum Teil deutlich erhöht, vor allem auch durch eine Chemotherapie, die zu einem Verlust an Vital- und Mikronährstoffe sowie Spurenelementen führen. Wichtig ist in jedem Fall eine gründliche Analyse, welche Nährstoffe dem Körper fehlen, um diese zielgerichtet ersetzen zu können. Vitamine, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe können auch eingesetzt werden, um das Immunsystem zu stimulieren und in seiner Effektivität der Krebszellzerstörung zu unterstützen.

Die Bewegungstherapie ist essentiell bei der Behandlung vieler Krebsarten. Bewegung hilft ebenso bei der Verringerung der Nebenwirkungen der Behandlung, der Beschleunigung der Genesung nach einer Krebsdiagnose und der Verbesserung der Überlebenschancen.Die verbesserte Physis zeigt sich darin, dass der Körper mehr Sauerstoff aufnehmen kann, was sich in verbesserter muskulärer Kraft und Ausdauer sowie in höherer Beweglichkeit der durch die Therapie eingeschränkten Körperteile äußert.

Die onkologische Therapie kann sich nicht nur auf die rein chemische Komponente konzentrieren, sie muss den Körper als Gesamtes sehen. Dazu gehören auch die psychologischen Effekte, die vielen Patienten nicht bewusst sind, aber einen großen Einfluss auf die physische Verfassung haben. Die Bandbreite der psychoonkologischen Behandlung ist sehr groß und soll im Vortrag skizziert werden. 

Ganzheitsmedizin in der onkologischen Palliativmedizin

Ein Interview mit dem ltd. Oberarzt Dr. med. Fadil Brovina

In der BioMed-Klinik in Bad Bergzabern, einem onkologischen Akutkrankenhaus, gibt es eine Palliativeinheit. Im nachfolgenden Gespräch mit dem Leiter dieser Palliativeinheit, Dr. med. Fadil Brovina, erfahren wir, welche komplementären Behandlungsmethoden auf dieser Station möglich sind und wie sie mit der Schulmedizin verknüpft werden können.

Die BioMed-Klinik in Bad Bergzabern wurde im Jahr 1989 von Dr. Dr. Dipl.-Phys. E. Dieter Hager gegründet und ist ein Versorgungskrankenhaus der gesetzlichen Krankenkassen nach §108/§109SGB-V.

Das Wissen über Entstehung und Wachstumskontrolle von Tumoren führte zur Entwicklung komplementärer, d. h. ergänzender biomedizinischer Therapiekonzepte. Nach diesem Konzept gehört zu einer Krebsbehandlung neben der operativen Tumorentfernung, der Chemo- und der Strahlentherapie eine unterstützende und aufbauende Therapie zur Regeneration und Steigerung der körpereigenen Abwehrkräfte, zur Normalisierung des Zellstoffwechsels sowie zur Verringerung eventueller Therapieschäden. Darüber hinaus können die tumorzerstörenden Effekte durch immunologische und physikalische (z. B. Hyperthermie) Methoden verstärkt werden. Die Behandlung in der BioMed-Klinik zielt nicht allein auf die Zerstörung von Tumoren, sondern ist ganzheitlich ausgerichtet. Hierzu gehören die Aufklärung über eine gesunde Lebensweise und die Information über Krebsrisiken und Umweltfaktoren ebenso wie die Umstellung der Ernährung und die Ergänzung lebensnotwendiger (Vital-)Stoffe zur Optimierung des Körpermilieus.

Da die psychische Verfassung großen Einfluss auf die Lebensqualität und auf die Selbstheilungskräfte hat, liegt der BioMed- Klinik eine fundierte psychologische Betreuung ihrer Patienten besonders am Herzen. Das psychoonkologische Team hat langjährige Erfahrung im Umgang mit den spezifischen Bedürfnissen und Problemen von Krebspatienten. Auch das speziell geschulte Pflegepersonal trägt viel dazu bei, das seelische Allgemeinbefinden der Patienten zu verbessern und so ihre Kräfte für den Kampf gegen die Krankheit zu mobilisieren.

In der BioMed-Klinik ist der Patient kein „Fall“. Es wird großen Wert auf eine transparente und partnerschaftliche Behandlung gelegt. Die Patienten geben ihre Verantwortung nicht bei der Aufnahme an der Pforte ab, sondern bestimmen in Zusammenarbeit mit den Ärzten, Psychologen und Physiotherapeuten, wie die gesundheitliche Situation verbessert werden kann.

Seit April 2016 bietet die BioMed-Klinik ihren Patienten auch eine Palliativeinheit an, in der ebenfalls schul- und komplementärmedizinische Methoden angewandt werden.

Herr Dr. Brovina, Sie sind Facharzt für Innere Medizin und Palliativmediziner. Was ist unter dem Begriff Palliativmedizin zu verstehen?

Dr. Fadil Brovina:

Palliativmedizin ist die angemessene medizinische Versorgung von Patienten mit fortgeschrittenen, progredienten Erkrankungen, bei denen die Behandlung auf die Lebensqualität zentriert ist und die eine begrenzte Lebenserwartung haben. Palliativmedizin schließt die Berücksichtigung der Familie vor und nach dem Tod des Patienten ein.

Viele Patienten denken bei Palliativmedizin an die letzte Station vor dem Hospiz. Ist das so richtig?

Dr. Fadil Brovina:

Diese Information ist leider sehr verbreitet, aber sie ist falsch. In Wirklichkeit ist die erste Aufgabe der Palliativmedizin die Linderung der Symptome mit dem Ziel, dass der Patient wieder mit einer verbesserten Lebensqualität nach Hause zurückkehren kann. Dabei geht es darum, nicht dem Leben mehr Tage hinzuzufügen, sondern den Tagen mehr Leben zu geben, so hat es Cicely Saunders einmal ausgedrückt. Durch symptomlindernde Therapien, ganzheitliche Begleitung sowohl körperlicher als auch psychosozialer Art, soll ein erfülltes und selbstbestimmtes beschwerdearmes Leben bis zuletzt ermöglicht werden.

Sie leiten eine Station in der BioMed-Klinik, einem onkologischen Akutkrankenhaus, das auch komplementärmedizinisch arbeitet. Welche komplementären Behandlungsmethoden wenden Sie in der Palliativmedizin an?

Dr. Fadil Brovina:

Es ist bekannt, dass sich etwa 80 % aller Krebspatienten auch eine komplementärmedizinische Behandlung ihrer Erkrankung wünschen. Deswegen koordinieren wir diese Behandlungsformen in unserer Klinik mit den schulmedizinischen Therapien. Dabei bieten die Antioxidantien und Differenzierungstherapie vor allem mit Selen und Provitamin D oder die Immunstimulation mit Mistelpräparaten sowie der Einsatz von bestimmten Hefepilzen verschiedene Möglichkeiten, komplementärmedizinisch mit den Patienten zu arbeiten. In der jüngsten Vergangenheit wird die Christrose (Helleborus niger) in der Onkologie häufig diskutiert und von uns auch eingesetzt.

Welche Ausstattung können Patienten von einer modernen Palliativstation erwarten?

Dr. Fadil Brovina:

Es geht dabei vor allem darum, trotz eines Krankenhauses eine angenehme und im Idealfall wohnliche Atmosphäre zu schaffen. Balkone in allen Zimmern gehören bei uns genauso dazu wie TV und Internet. Wichtig ist vielen Patienten, dass die sanitären Anlagen behindertengerecht sind, da die körperliche Beeinträchtigung oft sehr hoch ist. Für die Übernachtung von Angehörigen sollte auch ein zweites Bett im Zimmer zur Verfügung stehen. Dazu sollten sie auf der Station Aufenthaltsräume finden, die die Möglichkeit für Gespräche mit Angehörigen und anderen Patienten bieten. Außerdem gibt es bei uns noch einen Raum der Stille, der eine Rückzugsmöglichkeit und einen Raum zur Besinnung schafft.

Welche Rolle spielt die Psychologie in der Palliativmedizin?

Dr. Fadil Brovina:

Die Psychotherapie spielt eine sehr große Rolle. Es ist ganz wichtig, Psychologen in das Behandlungskonzept der Palliativpatienten einzubinden. Es geht hier um die Behandlung von emotionalen, kognitiven Erlebens- und Verhaltensstörungen mithilfe von psychologischen Therapien, die wissenschaftlich überprüft worden sind und sich als wirksam erwiesen haben. Dabei sind es die psychischen Auswirkungen der körperlichen Erkrankungen, aber nicht nur beim Patienten, sondern auch bei seinen Angehörigen. Zu dem behandelnden Team sollten allerdings neben Ärzten, Psychologen und Pflegekräften auch Physiotherapeuten, Seelsorger und Sozialberater gehören.

Welche Voraussetzungen muss ein Patient erfüllen, damit er in einer Palliativstation aufgenommen werden kann?

Dr. Fadil Brovina:

Es muss eine fortgeschrittene progrediente Erkrankung mit begrenzter Lebenserwartung vorliegen, die ambulant nicht mehr beherrschbar ist. Insbesondere bei Schmerzzuständen und schwerwiegenden körperlichen Beschwerden wie Atemnot, Erbrechen oder Schwäche ist die Aufnahme in einer Palliativstation dringend anzuraten. Dazu kommen meist psychische, soziale oder spirituelle Beschwerden wie Angstzustände, Depression und Unruhe. Der Patient und seine Angehörigen müssen dann über die Betreuung in einer Palliativstation aufgeklärt werden und damit einverstanden sein.

Wie lange können Patienten bei Ihnen bleiben?

Dr. Fadil Brovina:

Das ist sehr unterschiedlich und reicht von ein paar Tagen bis zu mehreren Wochen, abhängig vom Krankheits- und Behandlungsverlauf. Dabei sollte die Dauer aber begrenzt sein und eine Entlassung nach Hause oder in eine andere Einrichtung nach Besserung oder Stabilisierung der Beschwerden angestrebt werden.

Wer übernimmt die Kosten einer palliativen Behandlung?

Dr. Fadil Brovina:

Die Kosten der Palliativversorgung werden von den gesetzlichen Krankenkassen und privaten Krankenversicherern übernommen.

Ernährung und Sport für ein Leben in Gesundheit – Was empfehlen Ihnen Ihre Gene?

Für immer jung: Ein ewiger Menschheitstraum.

In den alten Mythen finden sich Vorstellungen von Jungbrunnen oder Lebensbrunnen wie auch Quellen der ewigen Jugend und des ewigen Lebens, deren Wasser solche Wunder verheißt.

Heute versuchen Wissenschaftler diesem alten Menschheitstraum wenigstens ein Stück weit näher zu kommen. Dabei war es zunächst wichtig, die biologischen Prozesse des Alterns zu verstehen und die vielfältigen Ursachen von Erkrankungen, die mit zunehmendem Alter häufiger auftreten, zu ergründen.

Aktuelle Forschungsprojekte zur molekularen Grundlage eines „erfolgreichen“ Alterns belegen, dass sogenannte epigenetische Prägungen der DNA eine zentrale Rolle im Mechanismus der Alterungsprozesse spielen. Von herausragender Bedeutung für ein Altern in Gesundheit ist der Nachweis, dass solche alters-assoziierten epigenetischen Veränderungen nicht schicksalhaft unveränderlich sind, sondern positiv beeinflusst werden können durch Sport, Lifestyle/Lebensgewohnheiten und die Ernährung.

Auf dieser Erkenntnis basierende Anti-Aging Strategien haben sich als außerordentlich wirkungsvoll erwiesen, dem Auftreten altersbezogener Erkrankungen entgegenzuwirken oder sie zu verlangsamen.

Mit vorbeugenden Spezialuntersuchungen am Blut bestimmen wir das biologische Alter, den Zustand des Immunsystems, Marker für chronische Entzündungsprozesse und somit das Risiko von z. B. Herzkreislauferkrankungen, neurodegenerativer Erkrankungen und Tumorerkrankungen.

Die Testergebnisse liefern unter anderem die rationale Grundlage für individuelle Ernährungsempfehlungen auf der Grundlage der jeweils aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnisse; getreu dem Motto des Vaters der modernen Heilkunde Hippokrates (ca. 400 vor unserer Zeitrechnung): „Eure Nahrung soll eure Medizin sein und eure Medizin eure Nahrung“.

Individuelle Medizin oder Behandlung nach Statistik?

Ein Kommentar aus der komplementäronkologischen Praxis

In der täglichen Beratung von Menschen mit Krebs werden immer wieder die gleichen Fragen gestellt: Was soll ich tun? Ist die empfohlene Behandlung gut für mich? Was kann ich sonst noch für mich tun? Seit jeher ist es die gemeinsame Aufgabe von Arzt und Patient, für den Einzelnen die beste Behandlung zu finden. Alle ärztlichen Empfehlungen beruhen dabei auf einer Mischung aus Buch- und Erfahrungswissen. Oft kommt noch ein ordentliches Maß an ärztlicher Intuition hinzu.
Besonders in der Onkologie haben die Ärzte eine große Verantwortung für die Auswahl einer möglicherweise lebensrettenden Therapie. Leider gibt es gerade in dieser medizinischen Disziplin nur sehr wenige Medikamente, die nahezu immer zuverlässig helfen. So ist kaum ein Heilmittel derart wirksam, dass ein einzelner Arzt aus seiner Erfahrung heraus allein sehen könnte, dass es derart zuverlässig wirkt. Eine solche, immer reproduzierbare Wirkung bräuchte keine weitere Untersuchung. Es ergibt etwa keinen Sinn die schlaffördernde Wirkung von Opium gegen Placebo zu testen. Die Wirkung ist 100 % vorhersagbar und damit evident.
Ganz anders verhält es sich allerdings, wenn man zwei verschiedene Krebstherapien für Situationen betrachtet, in denen die Patienten aller Voraussicht nach noch mehrere Jahre leben werden. Welche Therapie erhöht mit welcher Wahrscheinlichkeit die Überlebensrate? Hier entfalten die großen Studien ihren größten Nutzen. Sie erbringen Wirknachweise für Therapien, die der Behandler nicht alleine als wirksam oder unwirksam erkennen kann. So geben die Ergebnisse dieser Studien uns Ärzten eine wertvolle Orientierung.
Im Bereich der Onkologie hat das zu wissenschaftlich akkuraten und überaus gut fundierten Therapieempfehlungen geführt. Diese sind für die einzelnen Diagnosen mittlerweile standardisiert und begründet. Eigentlich braucht es dann für die Auswahl der Therapien auch keinen Arzt mehr. Entscheidungen über Therapieempfehlungen werden von Tumorkonferenzen getroffen. Diese Art der Medizin hat zahlreiche Vorteile. Der Arzt kann sich weitgehend auf objektive Empfehlungen stützen, sowohl Arzt als auch Patient tragen keine Verantwortung für ihre individuellen Entscheidungen. Und ebenfalls wichtig: Offensichtlich unwirksame Behandlungen werden erkannt und vermieden.

Der Preis der Evidenz

Doch leider ist zu beobachten, dass das Pendel auch in die andere Richtung ausschlägt: Große Teile der Ärzteschaft haben damit begonnen, Therapieempfehlungen nur noch auf Studienergebnisse zu stützen und das Individuum völlig außer Acht zu lassen. Dieses Vorgehen hat – wie beschrieben – ja auch einige Vorteile, nebenbei ist es bequem und entlastet die Klinik und den einzelnen Arzt maximal. Ein solches Verständnis von evidenzbasierter Medizin ist jedoch bedenklich.
Die größte Schwäche der evidenzbasierten Medizin, wie sie aktuell verstanden wird, besteht in ihrem Preis: Die erforderlichen Studien sind schlicht sehr teuer. Niemals wird die Forschung jede therapeutische Option gründlich untersuchen können. Zudem werden die teuren Studien fast nur in Bereichen durchgeführt, in denen auch teure Medikamente verkauft werden können. Der finanzielle Einsatz muss sich am Ende halt auszahlen. Wirksame, aber nicht erforschte Therapien bleiben oft unberücksichtigt. Schlimmstenfalls werden bewährte Methoden gar als unwirksam eingeordnet. Das passiert immer wieder, wenn die Abwesenheit positiver Forschungsergebnisse mit der Abwesenheit positiver Effekte verwechselt wird.
Die Bedeutsamkeit persönlicher Merkmale
Es ist zwar nachvollziehbar, irritiert aber dennoch, dass große Studien die persönlichen Eigenschaften der Teilnehmer als Störfaktoren betrachten. Die Studienteilnehmer werden in der Statistik zu Durchschnittsgrößen heruntergerechnet. Die Studienmedizin geht dabei stets von bestimmten Grundannahmen aus:

  1. Alle Menschen sind innerlich gleich beschaffen und unterscheiden sich in etwa der gleichen Art wie unterschiedliche Exemplare eines Industrieproduktes.
  2. Krankheiten sind körperinterne Vorgänge, die sich unabhängig von der Persönlichkeit des kranken Menschen immer ähnlich entwickeln.
  3. Es ist erstrebenswert, allen Menschen diejenige Therapie zu geben, die in Studien statistisch am besten gewirkt hat.
  4. Individuelle Wechselwirkungen zwischen Arzt und Patient sind unerwünschte Störfaktoren.

Vielen Patienten und Ärzten wird bei dieser Vorstellung unwohl. Man bekommt den Eindruck, der einzelne Mensch könnte mit seiner Eigenart und seinen Bedürfnissen zu wenig berücksichtigt werden. Ärzte für Naturheilverfahren und Komplementäronkologie wissen, dass eine gute medizinische Beratung zwischen Studienerkenntnissen (als dem wissenschaftlichen Aspekt der Therapie) und persönlichen Bedürfnissen des Patienten (als dem individuellen Aspekt der Therapie) vermittelt. Denn die Merkmale der Persönlichkeit, der persönlichen Ethik, der familiären Situation, können für die Wahl der richtigen Therapie wichtig sein. Und bestimmte Behandlungsoptionen können zwar statistisch sinnvoll erscheinen, aber vor dem Hintergrund persönlicher Merkmale ungeeignet sein.
Diese persönlichen Merkmale sind sehr wichtig – und sie betreffen keineswegs nur äußerliche Faktoren. Besonders interessant wäre etwa die Kenntnis der genetisch individuell festgelegten Biochemie des Patienten. Manche Menschen können Medikamente viel schneller abbauen als andere, während jemand mit einem langsamen Leberstoffwechsel vielleicht eine Überdosis durch eine normal dosierte Menge eines an sich verträglichen Medikamentes erhält. Statistisch gute Therapieoptionen können sich bei schlechter individueller Verträglichkeit sehr nachteilig auswirken. Manche Therapien wiederum erfordern das Ertragen von Nebenwirkungen über einen langen Zeitraum, um insgesamt bessere Heilungschancen zu erreichen. Der Tausch einer eingeschränkten Lebensqualität in der Gegenwart gegen eine vielleicht bessere in der Zukunft wird von Menschen ganz unterschiedlich beurteilt.

Ein Blick in die Vergangenheit

Wenn man nach einer Synthese der besten Vorgehensweisen strebt, ist es oft hilfreich, in die Geschichte zu schauen. Wenn wir also wissen wollen, wo der Fortschritt liegt, müssen wir uns fragen: Wie haben es die Ärzte in früheren Zeiten gemacht? Den erfahrenen Ärzten fiel schon immer auf, dass es bei aller Unterschiedlichkeit der
Menschen auch Ähnlichkeiten gibt. Mit viel Erfahrung glaubt man, Muster erkennen zu können. Daher haben auch Ärzte in vergangenen Jahrhunderten niemals vollkommen individuell gearbeitet. Sie versuchten Therapien an einen bestimmten Typus des Menschen anzupassen. So wurden die Patienten stets in Gruppen eingeteilt: Choleriker, Sanguiniker, Pykniker, Astheniker, Leptosome, Athleten usw. In allen alten Medizinsystemen wurde der Mensch in seiner Eigenart zusätzlich auch noch im Rahmen des Makrokosmos betrachtet. So suchten die Ärzte die passende Medizin auch nach der Astrologie des einzelnen Patienten aus. Kurzum: Medizin als wissenschaftliche (bzw. vorwissenschaftliche) Disziplin war schon immer kompliziert. Wohl aber wäre es den alten Ärzten vollkommen widersinnig erschienen, alle Typen von Menschen mit der gleichen Medizin zu behandeln, nur weil sie eine ähnliche Erkrankung haben. Ein wohlbeleibter Pykniker mit einem Tumor im Darm hätte eine andere Behandlung bekommen als ein dünner Astheniker. Medicus curat, natura sanat: Das berühmte Hippokrates-Zitat ermahnt uns zur Bescheidenheit und zum Respekt vor der Lebenskraft des Menschen.

Resümee

Vieles in der Medizin lässt sich verbessern, wenn man die Therapien auch danach auswählt, die individuellen Selbstheilungskräfte des Patienten zu stärken. Griffiger ausgedrückt: Es gilt, die Vitalität des Menschen zu fördern. Dies ist eine wesentliche Domäne der komplementären – der ergänzenden – Onkologie. Sowohl die klassischen als auch die modernen Naturheilverfahren verfügen über einen großen Schatz an Vitalität-fördernden Strategien. Dies können medizinische Maßnahmen, aber auch Diätetik und Optimierung von Verhaltensweisen des Patienten sein. Während sich größere Einrichtungen wie etwa Krankenhäuser allein schon aus juristischen Gründen streng nach Studienlage und Leitlinien richten müssen, können kleinere Kliniken und einzelne Ärzte auch individuell beraten – ohne indes Studienlage und Leitlinien zu ignorieren. Um ein informiertes Urteil abgeben zu können, ist die Kenntnis der aktuellen Studienlage unabdingbar. Es obliegt dann aber dem Therapeuten und dem Patienten von der Therapie nach Leitlinie abzuweichen oder diese durch individuell sinnvoll scheinende Maßnahmen zu ergänzen.
Aber Vorsicht! Eine seriöse Komplementäronkologie setzt sehr gründliche Kenntnisse voraus – und lehnt keinesfalls die Methoden der evidenzbasierten Medizin ab. Eine pauschale Ablehnung der Schulmedizin in der Onkologie ist immer unseriös und oft auch gefährlich.

 

Das Immunsystem stärken

Das Immunsystem stärken – wichtig vor allem in Grippezeiten!

Fachbeitrag von Bernhard Lotz, Apotheker

Gerade in der kalten Jahreszeit kommt es vermehrt zu Erkältungskrankheiten wie Schnupfen, Husten, Halsentzündung oder anderen Symptomen, aber auch zu den jährlich auftretenden Grippeerkrankungen.
Dies betrifft zumeist große Teile der Bevölkerung. Kritisch sind diese Infekte vor allem für Patienten mit bestehenden Grunderkrankungen.

Immer mehr Menschen leiden an chronisch entzündlichen Erkrankungen, insbesondere im Bereich der Atemwege, im HNO-Bereich, im Bereich der Harnwege, etc. Diese Probleme sind nicht oder nur schwer therapeutisch in den Griff zu bekommen, sie können sich langfristig auch organschädigend auswirken. Ursache für diese Erkrankungen können höheres Lebensalter, belastete Umwelt, klimatisierte Räume, ungesunde Ernährung und/oder Lebenswandel sein. Dabei ist oft auch eine bestehende Erkrankung wie z.B. Diabetes Schuld, wenn das Immunsystem Schwäche zeigt. Zusätzliche Infekte sind dann oft eine große Belastung für den Organismus. In solchen Fällen kann man dem Körper eine Hilfestellung zur Bewältigung von Entzündungsgeschehen geben.

Entzündung – Gut oder Böse?

Das körpereigene Immunsystem dient vornehmlich zur Abwehr von Krankheitserregern und Fremdstoffen, die von außen eindringen. Darüber hinaus hat es die Fähigkeit, krankhaft veränderte körpereigene Zellen zu erkennen und zu beseitigen.  Dem Organismus  stehen  dabei die erworbene spezifische und die angeborene unspezifische Abwehr zur Verfügung, die sich bei einer Immunantwort gegenseitig ergänzen.

Als Folge von Immunreaktionen entstehen Entzündungen, die zur Abwehr der Eindringlinge und zur Beseitigung der schädigenden Reize führen. Eine akute Entzündung, die auf ein Ziel gerichtet ist und nach Abwehr der Gefahr wieder abklingt, ist etwas absolut Positives, zum Unterschied zu chronischen Entzündungen. Chronische Entzündungen sind immer Ausdruck, dass der Körper mit einem Problem nicht fertig wird. Chronische Bronchitiden zum Beispiel können von einer chronisch-obstruktiven Bronchitis bis zum Lungenemphysem und zur Überbelastung des Herzens, dem Corpulmonale führen.

Allergien sind Entzündungen als Ausdruck überschießender Immunreaktionen und treten etwa in Form von Heuschnupfen, Kontaktallergien, Nahrungsmittelallergien etc. auf.

Bei Autoimmunerkrankungen, zu denen die Gruppe der rheumatischen Erkrankungen zählt, richtet sich das Immunsystem gegen körpereigene Strukturen. Die Folge sind wiederum chronische Entzündungsreaktionen, welche die betroffenen Organe auf Dauer schädigen.

Aus dem oben Gesagten lässt sich leicht erkennen, wie unterschiedlich Entzündungsreaktionen sein können und wie differenziert sie auch in der Therapie gesehen werden müssen.

Ziel muss aber immer sein, chronische Entzündungen zu behandeln, um Beschwerden zu lindern und Langzeitfolgen zu verhindern.

Immunschwäche

Chronische Erkrankungen oder immun- suppressive Medikamente führen zu erhöhter Infektanfälligkeit der betroffenen Patienten. Zu unterscheiden von diesen krankhaft veränderten Zuständen ist die „behebbare Immunschwäche”, die bei älteren Personen, nach Erkrankungen oder bei speziellen Lebensumständen bzw. Lebensstil auftreten.

Nun lassen sich jene Faktoren, die unser Immunsystem schwächen, mit einer Reihe von Maßnahmen abfangen, allen voran Abbau von Übergewicht, Entwöhnung von Rauchen und übermäßigem Alkoholgenuss sowie Stressabbau. Dazu sollte noch eine optimale Nährstoffversorgung durch Zufuhr von hochwertigem Eiweiß, frischem Obst und Gemüse, sowie Ergänzung durch Vitamine und Mineralstoffe kommen. Darüber hinaus ist eine regelmäßige körperliche Bewegung z.B. Spaziergänge, Gymnastik und moderates Ausdauertraining wichtig, sowie ausreichend Zeit für erholsamen Schlaf, bei dem sich das Immunsystem regenerieren kann.

Wenn aufgrund des fortgeschrittenen Lebensalter, einer Grunderkrankung oder sonstiger Lebensumstände das Immunsystem nicht voll aktiv ist, kann eine Gabe von immunstimulierenden Präparaten sinnvoll sein. In der Natur gibt es verschiedene Substanzen und Stoffe, die immunstimulierend wirken wie etwa die Inhaltsstoffe von Korbblütern. Proteinspaltende Enzyme (Proteasen) wie sie in Pflanzen und Tieren vorkommen, haben Einfluss im Sinne einer immunmodulieren den Wirkung. Gerade diese Enzyme haben sich in letzter Zeit bei der Verminderung aber auch in Richtung anderer Erkrankungen als wirksam erwiesen.

Echte Grippe (Influenza)

Ein interessanter Aspekt bei der Verabreichung von Proeasen ist die Wirkung auf verschiedene Influenzavirenstämme. Experimentelle Daten zu verschiedenen pflanzlichen Proteasen (Bromelain, Papain, Ficin) und tierischen Proteasen (Trypsin) zeigen, dass Viren, welche Glykoprotein-„Spikes” auf ihrer Oberfläche tragen, ihre Oberflächenantigene verlieren, wenn sie mit Proteasen behandelt werden, was zu einem ganzen oder teilweisen Verlust ihrer Infektiösität führt. Die Inkubation von Influenzaviren mit Trypsin zeigt eine Verminderung des Oberflächenantigen Neuraminidase währenddessen eine Inkubation der Influenzaviren mit Bromelain zu einer  Verminderung des Oberflächenantigens Hämagglutinin führt. Dies ist auch ein beschriebenes sowie patentiertes Verfahren zur Reindarstellung der Oberflächenantigene von Influenzaviren. Diese Antigene werden von proteinspaltenden Enzymen von der Oberfläche des Virus abgeschnitten, so können sie zur Herstellung von Grippeimpfstoffen (Subunit-Impfstoffe) verwendet werden.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Proteasen vor allem von Pflanzen (Bromelain, Papain, Ficin, etc.) die Infektiosität von Influenzaviren herabsetzen oder sogar gänzlich ausschalten können. Dies erklärt auch die immer wieder berichtete Schutzwirkung von Enzympräparaten gegen Grippeinfekte, bzw. leichtere Verläufe bei Erkrankungen mit echter Grippe. Proteasen, wie sie in Enzympräparaten zur oralen Behandlung enthalten sind (z.B. KaRazym Tabletten) können zur Unterstützung des Immunsystems eingesetzt werden.

Durch die Einnahme von Präparaten mit diesen Enzymkombinationen können aber auch chronisch entzündliche Prozesse gedämpft und die dadurch in der Folge auftretenden Schäden an Organen, Bewegungsapparat, etc. hinten angehalten werden. Bromelain und Ficin haben immun- modulierende Eigenschaften, weshalb sie sich sehr gut zur Gabe bei Entzündungen eignen. Besonders bei Langzeiteinnahme zeigen diese Substanzen eine gute bis ausgezeichnete Verträglichkeit.

Stellenwert der Hyperthermie in der modernen Onkologie • Chance oder Scharlatanerie?

Die Therapie bei onkologischer Erkrankung ist sehr komplex und erfordert ein koordiniertes Zusammenspiel alle Disziplinen sowohl aus der klassischen als auch aus der Erfahrungsmedizin. Nach meinen Erfahrungen existieren keine wirklichen „Alternativen“-Therapien, sondern der Erfolg kommt nur aus der richtigen Kombination von Therapieoptionen aus vielen Bereichen, wenn es individualisiert werden kann. Hier sind einige komplementär-onkologische Therapieoptionen für den Einsatz in der onkologischen Teiltherapie.

Zentraler Wirkmechanismus der Hyperthermie: Die Regulation des alles verbindenden Grundsystems und die natürliche Modulation des Immunsystems. Fieber ist also keine Krankheit für sich, sondern eine natürliche und vitale Abwehrreaktion gegen krankmachenden Bakterien und Viren. Im Fieberzustand werden Krankheitserreger eliminiert, Stoffwechselvorgänge beschleunigt und die Entgiftung des Körpers läuft auf Hochtouren.

Über die verschiedenen Methoden der Hyperthermie in Kombination mit Strahlen oder Chemotherapie liegen inzwischen umfangreiche klinische Untersuchungen vor. Im Allgemeinen ermöglicht die Kombination eine klinisch signifikante Verbesserung der therapeutischen Effizienz.

Je nach Lage, Größe und Entität der Tumoren sowie klassischer Therapieformen, kommen folgende technische Methoden und Formen der Wärmetherapien zur Anwendung:

Aktiver Hyperthermie Aktive Hyperthermie oder auch Fiebertherapie genannt spricht man wenn der Körper das Fieber eigenständig erzeugen muss. Heute werden z.B. dies mit Infusionen von Mistelextrakten in der ganzheitlichen und speziell anthroposophischen Onkologie, die zur Erhöhung der Körpertemperatur (Fieber) und einer Immunologischen Therapie führt, durchgeführt.

Ganzkörper-Hyperthermie Bei der Ganzkörper-Hyperthermie wird der gesamte Körper auf Temperaturen von 39–40 °C (moderate Form) oder 41,5–42,5 °C (extreme Form) erhitzt. Die moderate Langzeit-Ganzkörper-Hyperthermie lässt in Kombination mit Chemotherapie und Immuntherapien einen größeren Erfolg erwarten als ohne Hyperthermie.

Lokale Hyperthermie Die lokale Hyperthermie kann durch zugelassene und spezielle wärmeerzeugende Geräte erreicht werden

 

Der kompetente Patient: „Dr. Google“ als Zweitmeinung?

Das Internet ist unser täglicher Partner geworden: Wir können uns darin mit anderen Menschen austauschen, es ist unser Wörterbuch und Übersetzer, wir finden sämtliche aktuellen Informationen und es zeigt uns auch als Navigationssystem den Weg. Immer mehr wird das Internet auch genutzt um einen Weg zur Heilung zu finden.

Längst lesen wir nach, welche Medikamente uns der Arzt verordnet hat und welche Nebenwirkungen sie haben. Wir überprüfen die gestellten Diagnosen, tauschen uns in Foren mit Mitpatienten aus und erfahren so viel mehr über Krankheit und Gesundheit als noch vor wenigen Jahrzehnten. Statt medizinische Zeitschriften oder Bücher zu wälzen, haben wir Informationen sofort zur Hand.

Das Problem am Internet ist, dass unkontrolliert sowie wahre als auch unwahre Informationen verbreitet werden. Keinen Zweifel wird man haben, wenn man Kinoprogramme oder Ladenöffnungszeiten nachschlägt. Da gibt es nur ein „richtig“ oder „falsch“ und wir können uns darauf verlassen, dass diese Informationen in der Regel korrekt sind. Stellt man im Internet jedoch Fragen, bei denen es mehrere Antwortmöglichkeiten gibt, dann verrennt man sich ganz leicht in unauflösbare Widersprüche und weiß am Ende nicht mehr, was richtig ist oder falsch.

Fragen wir beispielsweise nach „Heilung bei Krebs“, dann finden wir eine Auswahl völlig unterschiedlicher und teilweiser konträrer Aussagen. In den Gesundheitsforen haben Mitpatienten mit praktisch allen Behandlungsverfahren gute Erfahrungen gemacht, aber auch schlechte. Ohne einen Berater, der einem zeigt was korrekt ist, kommt man oft nicht weiter.

Wie man als Patient Kompetenz erwerben kann durch den richtigen Umgang mit dem Medium Internet und „Dr. Google“ als Mittherapeuten, wird im Vortrag erklärt und Hilfestellung gegeben.

 

Falsche Hoffnung – gefährliche Hoffnung.
Über das dünne Eis alternativer Therapien bei Krebs

Die Diagnose Krebs ist oft ein Schock und wird nicht selten als Todesurteil wahrgenommen, auch wenn viele Krebsarten heutzutage gut behandelbar sind. Da das Thema emotional so stark besetzt ist und die konventionelle Medizin mitunter als wenig einfühlsam gilt, können unseriöse Geschäftemacher und Scharlatane von Krebserkrankungen Betroffene viel leichter umwerben, als dies in anderen medizinischen Bereichen der Fall ist. Doch alternative Krebstherapien, anders als das Gros der komplementären oder integrativen Konzepte, sind ein gefährliches Pflaster.

Als Annette M. eines Tages beim Duschen eine Verhärtung der Brust bemerkt, spürt sie die nackte Angst. Ihre Mutter war vor Jahren an Krebs gestorben. Frau M. erinnert sich, welche Schmerzen ihre Mutter erleiden musste und wie viele Chemotherapien sie bis zum Ende über sich hatte ergehen lassen. Nein, niemals würde sie diesen Weg beschreiten! Beim Frauenarzt ging dann alles sehr schnell. Schon am nächsten Tag erfolgte eine Biopsie des Knotens, in den Tagen danach CT und Knochenszintigrafie. Bei der anschließenden Besprechung sagte der Frauenarzt, dass sie Glück im Unglück habe. Der Tumor sei relativ früh entdeckt worden, weniger als zwei Zentimeter groß, es bestünden exzellente Heilungschancen. Man würde zunächst den Tumor mittels Chemotherapie und Antikörpertherapie verkleinern, dann könne man brusterhaltend operieren, anschließend gebe es eine Nachbehandlung mit Bestrahlung und einer Antihormontherapie für einige Jahre. Bei den meisten Patientinnen in ihrer Situation würde nach einigen Jahren nur noch eine kleine Narbe an die Krankheit erinnern, so die fachärztliche Einschätzung.

Für Annette M. klang dies alles zwar sehr plausibel, aber sie hatte auch große Angst und wollte wissen, ob es Alternativen zu Operation und Chemotherapie gäbe. Bei Dr. Google wurde sie schnell fündig. Die Stichworte Alternative Therapie bei Krebs zeigten eine Reihe vermeintlich schonenderer Behandlungsmöglichkeiten. Eine alternative Krebstherapie hätte sogar zahlreiche Vorteile gegenüber der klassischen schulmedizinischen Behandlungsweise, konnte Frau M. auf mehreren Internetseiten nachlesen. Alternative Methoden könnten erfolgreiche Ergebnisse produzieren ohne die oftmals dramatischen Nebenwirkungen einer schulmedizinischen Therapie, z.B. Chemotherapie. Sie konnte lesen, dass man allein durch die Entsäuerung des Körpers und regelmäßige Einläufe mit Kaffee Krebs heilen könne. Auch seien Aprikosenkerne, homöopathische Therapien oder auch schonende Insulinbehandlungen geeignet Krebserkrankungen zu heilen, ohne dass konventionelle Medizin genutzt oder konventionelle Mediziner zu Rate gezogen werden müssten. Mittels einer zuckerfreien Diät könne Krebs einfach ausgehungert werden. Und ebenfalls häufig zu lesen: Die Ursache der Erkrankung müsse angegangen werden, Krebs sei oftmals nur Symptom eines psychischen Konfliktes.

Je tiefer sich Anette M. in die Materie hineinlas, desto besser verstand sie die Zusammenhänge. Sie erfuhr von der Krebsmafia, die wirksame alternative Therapieverfahren unterdrücke, damit weiterhin teure Chemotherapien verkauft werden können. Anette M. klickte sich von Link zu Link, besuchte beworbene Internetforen und tauchte immer tiefer ab in die informative Filterblase, in der sie ihren wachsenden Zweifel an der konventionellen Medizin mehr und mehr bestätigt fand. Schließlich verstand sie, warum ihre Mutter fast bis zu ihrem Lebensende Chemotherapie erhalten hatte. Annette M. war sich mittlerweile sicher: Ihre Mutter war nicht an Krebs, sondern an der Chemotherapie verstorben. Sie aber würde es anders machen und einen alternativen Weg gehen …

Wie kommt es patientenseits zu lebensbedrohlichen Fehlentscheidungen?

Etwas provokant formuliert: Es sind oft Fehler bzw. Unterlassungen seitens der behandelnden Ärzte, die Patienten dazu verleiten, sich für alternative und unter Umständen gefährliche Therapien zu entscheiden. Die Problematik ist bekannt, aber derart stark in das moderne Medizinsystem verwoben, dass die Ursachen nicht leicht auszuschalten sind.

Manchmal fängt das Dilemma bereits bei der Frage der Zuständigkeiten an: Welcher Arzt ist für den Patienten verantwortlich? Häufig müssen Patienten ihre Geschichte bei jedem Krankenhausaufenthalt einem anderen Arzt erzählen. Möglicherweise lebenswichtige Entscheidungen werden über anonyme Tumorboards getroffen. Das System ist durchaus sinnvoll, aber weit weg von einem persönlichen menschlichen Miteinander. Fehlende Empathie ist ein gewichtiges Problem in der modernen Medizin, zumindest aber eines, das darauf vorbereitet, sich mit existenziellen Situationen auseinanderzusetzen.

Weder lernen angehende Ärzte, wie man einem Patienten eine schwierige Diagnose beibringt, noch wie man auch in bedrohlichen Situationen Hoffnung vermittelt. Auch werden Ärzte nicht darin geschult, Ängste aktiv anzusprechen und mit ihnen umzugehen. So ist die Qualität der Kommunikation im Arzt-Patienten-Verhältnis meist abhängig vom zufälligen Talent des Arztes und seinen Erfahrungen. Die moderne Medizin kann auf Patienten in schwieriger Lage leicht anonym, kalt und gefühllos wirken, der kranke Mensch mit all seinen Hoffnungen und Ängsten fühlt sich mitunter auf seine Diagnose reduziert. Viele Alternativtherapeuten nutzen gezielt diese Furcht vor der sterilen Anonymität eines Krankenhauses und vermitteln ein Gefühl von „verstanden werden“ und Menschlichkeit (oder geben sich zumindest ein entsprechendes Image). Ein weiterer Aspekt, warum einige Ärzte ihre Patienten unbewusst Richtung Alternativmedizin beeinflussen, liegt schlicht im Mangel an Wissen begründet. Kenntnisse über alternative und komplementäre Therapien, über das Konzept der integrativen Medizin generell, werden im Studium und auch später in der Facharztausbildung faktisch nicht vermittelt. So können Ärzte vielfach nicht plausibel erklären, warum eine bestimmte alternative Therapie nicht wirksam oder gar gefährlich sein soll. Und häufig wissen Ärzte auch nicht, welche sinnvollen komplementären Verfahren angeboten werden können. Erprobte und erforschte komplementärmedizinische Maßnahmen werden dann achtlos in eine Reihe mit unseriösen Alternativverfahren gestellt – und alles gleichsam verurteilt. Es kommt auch vor, dass zwischen alternativ und komplementär gar nicht unterschieden wird, obwohl ersetzend etwas ganz anderes bedeutet als ergänzend. Die pauschale Ablehnung jeglicher komplementärmedizinischer Verfahren aber treibt hilfesuchende Patienten geradezu in die Hände charismatischer Heilsversprecher. Diese verstehen sich in der Regel gut darauf, gezielte Fehlinformationen über ihre Alternativmethode zu streuen und zugleich andere (konventionelle oder komplementäre) Behandlungsmethoden schlecht zu reden. Die im Folgenden aufgelisteten Scheinargumente finden sich häufig in der einen oder anderen Formulierung auf den Internetseiten, den Broschüren oder Büchern von unseriösen Alternativmedizinern, vor denen ich mit diesem Aufsatz warnen möchte:

  • Krebs solle man nicht operieren, denn wenn Luft an den Tumor komme, so führe das zur Metastasenbildung.
  • Das gefährlichste am Krebs sei die Chemotherapie, die meisten Patienten würden aufgrund dieser Therapieform versterben.
  • Die mächtige Pharmaindustrie unterdrücke wirksame natürliche Krebstherapien. (Derlei Verschwörungstheorien finden sich besonders häufig bei teuren Therapien ohne Wirkungsnachweis.)
  • Kontrolluntersuchungen seien schädlich und fördern das Krebswachstum etwa durch Strahlenbelastung beim Röntgen. (Mit diesem Argument können unwirksame Therapien besonders lange verkauft werden, da die Unwirksamkeit nicht diagnostisch erfasst wird).
  • Tumorwachstum bedeute ein Ansprechen der Therapie durch „Entzündungsvorgänge“. Wenn die Haut aufplatze und der Tumor „herauskomme“, dann sei das ein gutes Zeichen. Auch zunehmende Schmerzen zeigen einen günstigen „Entzündungsprozess“. Die Therapie müsse daher weitergeführt werden.
  • Krebs sei allein ein Problem der falschen Ernährung. Zucker und Kohlenhydrate wegzulassen bzw. eine bestimmte Form von Diät einzuhalten, reiche völlig aus, um Tumorzellen absterben zu lassen. (Dass Krebs allein ein Problem der falschen Ernährung sei, ist nachweislich falsch; eine fundierte Ernährungsberatung kann bei bestimmten Krebserkrankungen aber eine sinnvolle komplementäre Maßnahme darstellen).
  • Wenn man gesund werden will, so muss man sein Leben, seine Ernährung etc. radikal umstellen. Keinesfalls aber dürfe man Therapien machen, die den Körper weiter vergiften wie Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie.
  • Es gäbe gar keinen Krebs. Krebs sei nur ein Symptom und Ausdruck eines psychologischen Konflikts. Wenn dieser Konflikt aufgelöst werde, so verschwinde auch der Krebs wieder.
  • Krebserkrankungen können durch geistige, göttliche oder kosmische Energien geheilt werden, die gegen Gebühr beim Wunderheiler zu kaufen sind.

Die falsche Wahl: Wie unseriöse alternative Therapieverfahren zu erkennen sind

Mittlerweile gibt es zahlreiche Untersuchungen, die belegen, dass Krebspatienten, die sich allein auf alternativmedizinische Maßnahmen verlassen und keine konventionellen Therapien nutzen, ein höheres Risiko haben, an ihrer Erkrankung zu sterben.1 Diese Studien werden von Anbietern alternativer Therapien natürlich nicht zitiert. Und sicher gibt es auch tatsächlich Patienten, die trotz alternativer Therapien keine verkürzte Lebenserwartung haben und manchmal sogar eine bessere Lebensqualität, da ihnen die Nebenwirkungen konventioneller Therapien erspart bleiben. Es gibt auch zweifelsfrei das Phänomen der Spontanheilung, nur ist es statistisch betrachtet sehr unwahrscheinlich; man sollte sich somit nicht darauf verlassen.

Bei der Diagnosestellung Krebs geraten viele Menschen in einen Schockzustand, der dem Gefühl einer lähmenden Ohnmacht entspricht. Es fällt schwer, klare Gedanken zu fassen, alles ist überlagert von Angst. Quälende Gedanken über die eigene Zukunft, die Zukunft der Familie und über die wirtschaftlichen Folgen der Erkrankung lassen Betroffene oft nicht mehr zur Ruhe kommen. Konfrontiert mit einer ernsten und möglicherweise todbringenden Diagnose neigt der Mensch dazu nach positiveren Szenarien zu suchen. Dies, scheint mir, ist eine typisch menschliche Eigenschaft: Hoffnung. Das bekannte Sprichwort: Die Hoffnung stirbt zuletzt besagt, dass am Prinzip Hoffnung auch bei negativer und negativster Entwicklung festgehalten wird.

Trifft ein Patient in einer Situation von Hoffnungslosigkeit und Ohnmacht auf einen charismatischen Alternativtherapeuten, so wird es ihm in der Regel schon nach dem ersten Gespräch deutlich besser gehen. Die Mutlosigkeit des Diagnoseschocks weicht der Hoffnung, es gäbe eine Heilungschance. Der Patient will glauben, dass er wieder gesund wird und neigt dazu jenem zu folgen, der dies verspricht. Hoffnung ist häufig stärker als Zweifel. Mit aller Energie stürzt sich der Patient nun auf die neue Therapie, Therapiepläne werden akribisch umgesetzt: Man kann etwas tun, selbst zur Heilung beitragen.

Fast immer folgt irgendwann der Rückfall in die Realität, die Erkrankung ist weiter progredient. Hoffnung und Vertrauen sind dann zwar dahin, aber eine Rückkehr zur Schulmedizin findet oft dennoch nicht statt, sei es, dass die Erkrankung weit fortgeschritten ist, sei es, dass die Scham, auf einen Quacksalber reingefallen zu sein, zu groß ist.

Im Gegensatz zum Scharlatan bemüht sich der normale konventionelle Arzt um eine möglichst korrekte Aufklärung des Patienten. Diesem wird bei der Diagnoseverkündung ein krankheitstypisches Szenario entworfen, das sich an Erkenntnissen und statistischen Daten orientiert. Patienten mit metastasierter Erkrankung wird oft mehr oder weniger schonungslos dargelegt, dass eine Heilungschance nicht besteht. Oft wird auch eine mögliche Lebenserwartung angegeben, die sich in Monaten oder wenigen Jahren bemisst, manchmal sogar mit dem Zusatz: „Mit Therapie ein paar Monate länger.“ Wenn Patienten dann fragen, was sie sonst noch tun können, so folgen manchmal desillusionierende Antworten: „Machen Sie noch eine Reise“ oder „Bringen Sie Ihre Angelegenheiten in Ordnung!“. Für Betroffene bleibt oft nur das Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Ohnmacht. Menschen mit einer möglicherweise todbringenden Diagnose wollen sich aber aufgefangen und sicher fühlen. Seinen Patienten nur Statistiken vorzulegen, muss nicht der einzige Weg für ein ehrliches Gespräch sein; auch in der Schulmedizin gibt es immer die Hoffnung auf einen besonders guten Verlauf, vielleicht sogar auf ein Wunder. Jeder Onkologe kennt solche Fälle.

Beim unseriösen Alternativtherapeuten spielen statistische Daten in der Regel gar keine Rolle. Häufig wird mit viel Empathie auf die individuelle Situation des Patienten eingegangen und so eine Vertrauensbasis hergestellt. Je nach konkreter Ausrichtung des Alternativtherapieanbieters werden etwa Zweifel an der schulmedizinischen Diagnose oder den vorgeschlagenen Therapien geschürt und Programme vorgestellt, die angeblich wirksamer, schonender und fast garantiert heilbringend sind. Dankesschreiben anderer Patienten werden ebenfalls oft gezeigt. Hoffnungslosigkeit wird so beseitigt. Man müsse nur das jeweilige Programm korrekt durchführen, dann habe man auch Erfolg.

Beispiele für unwirksame Therapieverfahren

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit folgt eine Auflistung gängiger alternativmedizinischer Verfahren, die als unseriöser, unwirksamer, mitunter auch hochgefährlicher Behandlungsersatz demaskiert wurden, sich aber dennoch einer gewissen Verbreitung erfreuen.

Amygdalin – Das nicht-existente Vitamin B17

Vitamin B17, ein Extrakt aus Aprikosenkernen, soll Krebs heilen können? Hier steckt ein Betrug bereits im Namen: Ein echtes Vitamin B17 gibt es nicht, Amygdalin ist kein Vitamin, sondern ein sekundärer Pflanzeninhaltsstoff, der in Aprikosenkernen, Bittermandeln und in geringerer Menge auch in Apfelkernen vorkommt. Manche Patienten kauen bis zu 60 Aprikosenkerne täglich oder lassen sich Vitamin B17-Infusionslö- sungen verabreichen. Die Substanz hat eine jahrzehntelange Geschichte, sie wurde ursprünglich Laetrile genannt und in den USA angeboten. Vor der Entwicklung moderner Krebstherapien galt sie als Wunderwaffe gegen Krebs. Tatsächlich enthält die Substanz eine inaktive Blausäureform, die durch enzymatischen Einfluss in Blausäure zerfällt. Gesunden Zellen schadet dies nicht, Krebszellen schon. So die Theorie. Eine verlässliche Wirksamkeit konnte jedoch in Studien niemals bewiesen werden. Allerdings haben Forscher der Uniklinik Frankfurt 2014 einen möglichen Wirkmechanismus entdeckt: In Laborexperimenten konnte gezeigt werden, dass bestimmte Eiweiße, die im Zellwachstum regulierend eingebunden sind, durch Amygdalin verändert werden und dadurch das Wachstum isolierter Tumorzellen hemmen können.2 Auf der anderen Seite sind schädliche Wirkungen durch die in Aprikosenkernen enthaltene Blausäure belegt. In den USA wurde die Substanz bereits vor vielen Jahren verboten, lebt aber im Untergrund weiter. Mitunter berechnen unseriöse Alternativmediziner bis zu 5.000 Euro pro Monat für die Aprikosenkernextrakte.

Hulda-Clark-Therapie – Den Krebs wegzappen

Anhänger dieser „Therapieform“ sehen stets Parasiten als Ursache für schwere Erkrankungen. Krebs etwa werde meist durch den Darmegel Fasciolopsis buski ausgelöst. Durch Verzicht auf ätherische Öle wie in Kosmetika und vor allem durch mehrmaliges tägliches Zappen mit einem Gerät, bestehend aus zwei Metallgriffen, die mit einem kleinen schwarzen Kasten mit Batterien verbunden sind, werde der Krebs angeblich geheilt. Die Hulda-Clark-Theorie ist absurd und die -Therapie absolut wirkungslos, aber immerhin nicht direkt schädlich. Es kann aber sehr wohl ein Schaden entstehen, wenn sie anstelle einer nutzbringenden Therapie eingesetzt wird und es so zu Therapieverzögerung kommt. Dies gilt naturgemäß für alle alternativen Therapieverfahren in der Krebsbehandlung.

Die Gerson-Methode – Durch Kaffeeeinläufe Krebs heilen

Der deutsche Arzt Max Gerson beschrieb in seinem Buch, verfasst in einer Ära vor Entwicklung der modernen Krebstherapie, fünfzig Fälle von Heilung mit einer vorwiegend veganen, niedrig kalorischen Diät und reichlich Gemüsesäften, frisch gepressten Kalbslebersäften und Kaffeeeinläufen alle zwei Stunden, Tag und Nacht. Das Original erschien 1958, vor drei Jahren wurde die Neuauflage gedruckt.3 Bei Durchsicht des Buches fällt auf, dass in der Originalausgabe kaum klassifizierbare Krebsarten unter den geheilten Patienten zu finden sind. Meist waren es unspezifische Wucherungen, die als Krebs beschrieben wurden. Auch häufigere Krebsarten wie Lungenkrebs, Darmkrebs oder Brustkrebs kommen praktisch nicht vor. (Damals gab es noch keine zuverlässige Pathologie, die Krebs genau klassifizieren konnte.) Patienten nehmen infolge dieser Behandlung oft zehn bis fünfzehn Kilogramm ab. Die Lebensqualität ist aufgrund der therapiebedingten Einschränkungen häufig reduziert. Die Therapie ist nicht wirksam. Bei Krankheitsprogress trifft die Krankheit auf einen geschwächten Körper.

Die Schwarze Salbe – Den Krebs herausätzen

Die sogenannte „Schwarze Salbe“ enthält ätzende Substanzen, die die obersten Hautschichten auflösen und regelmäßig auch zu Geschwüren führen. Es wird fälschlich behauptet, die Salbe habe auch eine diagnostische Wirkung. Nur wenn ein Knoten, den man taste, wirklich Krebs sei, komme es zu einem Geschwür, mittels der Salbe werde der Tumor „herausgezogen“ und der Mensch sei geheilt. Eine Biopsie sei damit gar nicht erforderlich. Die Therapie ist unwirksam und gefährlich. Patienten, die dieses Verfahren versuchen, leiden oft unter Schmerzen, Blutungen und Infektionen im entstehenden Wundgebiet. In einem extremen Fall (bei einem Hauttumor am Kopf) hatte sich die Salbe durch die Haut und durch die Knochen bis ins Gehirn durchgeätzt. Der Patient kam mit einem großen Loch in der Schädeldecke, der Hauttumor war am Rand des Lochs bis in das Gehirn gewachsen; der vermutlich weltweit erste Fall, wo ein Hauttumor direkt ins Gehirn einwachsen konnte.

Miracle Mineral Supplement – Chlorbleiche

Miracle Mineral Supplement ist ein fantasievoller Name für Chlorbleiche, das in der Industrie etwa als Desinfektionsmittel Einsatz findet. Die Anhänger der Therapie postulieren, die innerliche Einnahme könne eine Vielzahl schwerer Erkrankungen heilen, unter anderem auch Krebs. Belege für diese Behauptung gibt es bislang keine. Das BfArM warnt vor Verätzungen des Magen-Darm-Trakts bei innerlicher Anwendung. Auch die Intestinalflora kann bei Einnahme Schaden nehmen, da die Substanz unspezifisch alle Mikroben abtötet, auch die nutzbringenden.

Antineoplastone – Teure Geheimmittel gegen Krebs

Ein Arzt aus den USA bewirbt seit vielen Jahren eine Therapie mit Antineoplastonen, einem selbst entwickelten Anti-Krebsmittel bestehend aus diversen Peptidgruppen und Derivaten, die gespritzt werden müssen. Die Zusammensetzung wird nicht verraten; angeblich da die Pharmaindustrie das Mittel ansonsten patentieren und verschwinden lassen würde. Das Mittel wird mit verschiedenen (sehr teuren) Immuntherapien kombiniert eingesetzt. Die Behandlungskosten bei einem solchen Programm liegen bei bis zu 50.000 Euro pro Monat. Allein die Neoplastone kosten in etwa 25.000 Euro im Monat. Kauft man allerdings drei Anwendungen, bekommt man eine vierte gratis. Der Nutzen der Antineoplastone ist nicht belegt, die Therapie gilt als Nonsens.4 Nebenwirkungen aufgrund der unkontrollierten Gemische sind häufig.

Radikaldiäten – Den Krebs aushungern

Die meisten Anbieter extremer Diäten berufen sich auf die sogenannte Warburg-Hypothese, eine 1931 mit dem Nobelpreis belohnte Untersuchung, die zeigte, dass Krebszellen Glukose ohne Sauerstoffzufuhr verwerten. Die Schlussfolgerung hieraus ist, dass man durch radikalen Verzicht auf Zucker und Kohlenhydrate den Krebs aushungern könne. Im Extremfall geschieht dies etwa in Form der Breuss-Kur, einem 42-tägigen strengen Saftfasten. Aber auch Diät Varianten wie die Gerson-Diät oder die ketogene Ernährung behaupten Heilungserfolge mit diesem Ansatz. Radikale Diäten scheinen generell nicht wirksam zu sein; keinesfalls sollten sie als alleinige Alternativtherapie genutzt werden. Zum einen gibt es Untersuchungen, die zeigen, dass Krebszellen sich auch anderer Stoffwechselmechanismen bedienen können, um ihren Energiebedarf zu decken. Zum anderen lassen sich zuckerarme Zustände wie im Reagenzglas im wirklichen Leben nicht herstellen. Fällt der Blutzuckerspiegel zu tief, so kann das Gehirn nicht mehr arbeiten und der Patient fällt ins Koma. Das PET/CT, bei dem radioaktiv markierte Glukoselösung gespritzt wird, zeigt deutlich, dass sich auch im nüchternen Zustand Tumore (neben Gehirn und Herzmuskel) zuerst aus dem normalen Blutzuckerspiegel bedienen. Für Patienten bedeuten solche Diäten oft eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität und einen Verlust an Energie. Auf die Krebsbehandlung angepasste (moderate) Diäten können allerdings als komplementäre Maßnahme Wirkung entfalten und eine Therapie sinnvoll unterstützen.

Neue Germanische Medizin – Alles nur Symptom

Aufgrund von Visionen, die den deutschen Arzt Ryke Hamer in Träumen überkamen, verfocht dieser die These, jeder Krebs heile sich durch Aufhebung psychischer Konfliktsituationen von selbst. Gelinge es nicht, die inneren Konflikte zu lösen, so könne der Krebs auch nicht geheilt werden. Noch zu Lebzeiten verlor Hamer seine Approbation aufgrund spektakulärer Fehltherapien mit zahlreichen Todesfällen, zudem unterlag er in mehreren Gerichtsprozessen und saß wegen Betrugs und der illegalen Ausübung einer medizinischen Tätigkeit mehrere Jahre im Gefängnis. Die „Neue Germanische Medizin“ ist als theoretisches Konzept unsinnig und als medizinische Therapie nachweislich unwirksam. Dennoch gibt es noch immer Therapeuten, die Hamers krude Lehre weiter verbreiten.

Gottesurteile – Krebs heilen mit der Kraft der Gedanken

Das Feld der Wunderheiler ist breit. Viele wirken im Verborgenen, die Reklame erfolgt über Mundpropaganda. Es gibt aber auch einige besondere Exemplare, die mit viel Getöse die Öffentlichkeit suchen. So etwa ein Energieheiler aus den USA, der seinen eigenenForum Komplementäre Onkologie / Immunologie 7 OnkOlOgie Angaben zufolge den Weltrekord im Krebsheilen hält. Nur durch Handauflegen werde die Tumor-DNA zerstört. Die Vorauszahlung für diese Therapie beträgt rund 5.000 Euro. In Brasilien gibt es etwa den selbsternannten Wunderheiler João de Deus. Er könne, gegen Gebühr, die Heilung durch Gott vermitteln und auch, gegen eine höhere Gebühr, eine Art „Operation“ durchführen; dabei kann der Erkrankte auch einen Stellvertreter schicken, der an seiner statt operiert wird. Viele Patienten pilgern seinetwegen nach Brasilien, andere suchen Veranstaltungen mit ihm in Europa auf. João de Deus ist dank seines Talents zur Selbstvermarktung einer der weltweit bekanntesten Scharlatane.

Vitamine – Mit Vitamincocktails gegen den Krebs

Zu einer gewissen Bekanntheit hat es der deutsche Arzt Dr. Matthias Rath gebracht, der die konventionelle Krebstherapie ablehnt und stattdessen die sogenannte Zellularmedizin als Krebsbehandlung propagiert. Dabei kommen vor allem hochdosierte Vitaminprä- parate zur Anwendung. Das propagierte Heilverfahren hat sich in wissenschaftlichen Studien als wirkungslos erwiesen. Rath ist entschiedener Gegner der modernen Pharmaindustrie, der er Völkermord aus Profitgier vorwirft. Nach eigenen Angaben arbeitet das Dr. Rath Forschungsinstitut in Kalifornien derzeit an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen Krebs.5

Sammelsurien ungeprüfter Therapien

Das Buch Chemotherapie heilt Krebs und die Erde ist eine Scheibe: Enzyklopädie der unkonventionellen Krebstherapie ist als Ratgeber für Krebspatienten konzipiert und steht stellvertretend für zahlreiche Werke dieser Art. Mit provokanten Formulierungen konterkariert der Autor das Streben der modernen Medizin nach überprüfbaren Therapieergebnissen. Zugleich lobt er eine Reihe alternativer, vielfach nicht wirksamer Therapien in den höchsten Tönen. Eine kritische Bewertung der vorgestellten Verfahren gibt es dabei nicht. Praktisch: Das Therapiezentrum des Autors bietet einen Teil der Verfahren direkt an. Die Lektüre des Buches ist für Patienten nicht von Nutzen, für Ärzte jedoch durchaus, um eine Übersicht zu erhalten, mit welchen Behauptungen und Versprechungen Patienten in die Irre geführt werden.

Ganzheitlichkeit in der schulmedizinischen Therapie

Äußerungen und Beiträge von klassischen Schulmedizinern erzeugen in ihrer Summe den Eindruck, die moderne Medizin führe einen Krieg gegen den Krebs. Der 1971 von Richard Nixon ausgerufene war against cancer ist längst sprichwörtlich geworden und hat das kollektive Verständnis geprägt. So werden etwa Nebenwirkungen konventioneller Behandlungen wie der Chemotherapie oft dargestellt, als handle es sich um Kollateralschäden einer Kriegshandlung. Diese Betrachtung sollte kritisch hinterfragt werden, kann sie doch auch zu Lasten der Patienten gehen.

Eine ganzheitliche Betrachtungsweise seitens des Arztes mit konsequenter Unterstützung des Patienten und seiner gesunden Organsysteme in der Belastungsphase durch Krankheit und aggressive Therapien wäre ein für alle Seiten lohnendes Ziel, unterbleibt aber meist vollständig. Es gibt eine lange Reihe gut untersuchter Therapieverfahren der Komplementärmedizin. Diese umfassen unter anderem eine gesundheitsorientierte, krankheitsangepasste Ernährung, sportliche Betätigung, auch Substitutionen mit Vitaminen und Mineralien sowie ein breites Spektrum immunmodulierender Therapien. Die ganzheitliche biologische Krebstherapie ruht auf den Säulen: Regulation des Stoffwechsels, Stärkung des Immunsystems, körperliche Aktivierung und psychische Stabilisierung.6

Erfreulicherweise erhalten komplementäre Therapieverfahren immer häufiger Raum auf onkologischen Kongressen oder in Fachzeitschriften. Dadurch gelingt auch die Abgrenzung zu den nutzlosen bis gefährlichen Alternativverfahren besser. Eine wirkliche Alternative zur konventionellen Medizin ist seitens der Patienten ohnehin oft gar nicht primär gewünscht. Die meisten Patienten wünschen sich unserer Erfahrung nach ein ganzheitliches Therapieangebot, wobei auch eingreifende schulmedizinische Verfahren akzeptiert werden. Ergänzende Maßnahmen sprechen den Patienten häufig auf einer individuellen Ebene an, können passgenau auf die Erkrankung und die Lebensumstände des Patienten personalisiert werden und den Therapieverlauf positiv beeinflussen bzw. positiv bestimmen. Entscheidet sich ein Patient für komplementärmedizinische Maßnahmen, sollte auch der konventionelle Onkologe anbieten, seinen Patienten auf diesem Wege zu begleiten und den Therapieverlauf regelmäßig zu kontrollieren.

Die Zukunft der Medizin ist – im Sinne der Integrativen Medizin – eine gemeinsame, sie ist erfahrungs- wie evidenzbasiert und berücksichtigt die Individualität des Menschen. Selbsternannte Wunderheiler und Scharlatane gehören von dieser Zukunft ausgesperrt.

 

Quellen

1 Johnson SB, Park HS, Gross CP et al.: Complementary Medicine, Refusal of Conventional Cancer Therapy, and Survival Among Patients With Curable Cancers. JAMA Oncol. 2018 Oct 1;4(10):1375-1381
2 Makarevic´ J, Rutz J et al. (2014): Amygdalin Influences Bladder Cancer Cell Adhesion and Invasion In Vitro. PLoS ONE 9(10): e110244
3 Gerson M: Eine Krebstherapie 50 Fälle: 30 Jahre klinische Erfahrung in der Behandlung fortgeschrittener Krebsfälle durch Diät-Therapie. AKSE-Verlag 2016. (Original von 1958: A Cancer Therapy – Results of 50 Cases.
4 Figg WD: Antineoplastons: When is enough enough? Lancet Oncol. 2018;19(6):733-734
5. vgl. www.dr-rath-foundation.org
6 vgl. Homepage der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr: www.biokrebs.de/therapien

Die Fachzeitschrift Die Naturheilkunde publizierte in ihrer Ausgabe 01/2019 diesen Artikel von Prof. Dr. Herzog.